Als wir auf die Idee kamen einen Kanu Trip in Schweden zu machen hatte Melanie erstmal richtig großen Respekt. Sie stellte die Frage: „Im Sommer ins kalte Schweden und nicht ans Mittelmeer?“. Wir waren uns sicher, dass das ein mega gutes Abenteuer wird und wir drei Kerle hatten quasi schon Paddel, Zelt, den Klappspaten und die Axt in der Hand. Wir waren bereit. Melanie haben wir erstmal gesagt, dass wir drei Tage unterwegs sein werden. Am Ende wurde eine Woche draus. Nur soviel… keine(r) von uns hat es bereut!
Naja, noch nicht wirklich. Es braucht etwas mehr für den Kanu Trip in Schweden. Unsere Packliste haben wir vor der Reise bereits in einem Artikel veröffentlicht. Ob wir alles gebraucht haben? Nicht alles – Aber seht es als Anregung für euch, denn jeder hat ja sicher eigene Prioritäten bezüglich des Reisegepäcks für so ein Outdoor Abenteuer.
Die Buchung erfolgt ganz einfach online und ist total problemlos. Es gibt die Möglichkeit der Eigenanreise oder per Bus, welcher in Köln und auch in Hamburg Station macht. Für uns Berliner nicht ganz in der Nähe also nahmen wir die Eigenanreise mit einem Bürstner Camper über die Fähre von Sassnitz nach Ystad und dann die Straße über Göteborg zum Kanu-Trip Basecamp. Mit dem Camper wollten wir auch im Anschluss noch weiter nach Norwegen.
Hallo Schweden – hier sind wir
Am Samstag Vormittag erreichten wir das Camp. Dort wurden wir schon von Paul erwartet. Er hat sich um die deutschen Abenteurer vor Ort gekümmert und alles erklärt. Unsere Sachen hatten wir bereits zu Hause in unseren ganzen Ortlieb Taschen und Drybags verstaut und waren quasi direkt bereit um zu starten. Doch es gab noch eine kleine Einweisung zum Handling der Kanus. Es gibt da gewisse Handgriffe um das Tragen, den Landtransport oder auch das Sichern an Land etwas zu erleichtern. Dann konnten wir uns zwei Kanus nehmen und uns wurden Paddel und je einen Wagen für den Landtransport übergeben.
Von Paul bekamen wir zudem zwei Trangia Kochsets und unsere zwei Essen-Packete. Wir haben uns für die vegetarische Variante entschieden und haben es nicht bereut. Von Dosen-Ravioli über Adventure-Food, Marshmallows, Haferflocken, Mehl, Hefe, Kichererbsen, Linsen, Minestrone und Haselnuss-Creme uvm. war jede Menge Proviant an Board. Äpfel und Möhren konnte sich jeder noch mitnehmen… NEHMT EUCH DAVON ETWAS MIT! Denn im Essens-Paket ist sonst kein frisches Obst oder Gemüse.
Tag 1 – Auf ins Kanu-Trip Abenteuer
Die Kanus wurden gepackt und wir konnten gegen 14:00 Uhr starten. Wir paddelten einige Meter und das Base-Camp wurde immer kleiner. Jetzt registrierten wir, dass wir auf uns gestellt waren. Also fast! Es gibt eine WhatsApp Gruppe mit allen deutschen Teilnehmern für die Woche, in der man sich austauschen kann. Paul hat jeden Tag den Wetterbericht und Tipps verschickt. Die von Melanie erwarteten winterlichen Temperaturen blieben aus und wir hatten sogar 2 Tage über 30°C.
Am ersten Tag paddelten wir gar nicht wirklich weit, denn der See war etwas unruhig und wir fühlten uns noch nicht so souverän auf dem Wasser. Ein Lagerplatz mit einer Feuerstelle hatten wir dann schnell gefunden. So bauten wir hier die Rejka Zelte auf und versuchten eine Routine zu entwickeln. Diese sollte im Auf- und Abbau in den kommenden Tagen perfektioniert werden.
Flo und Ben wollten dann unbedingt angeln und wir Großen waren total neugierig, was wir heute Abend machen sollten. Eins war direkt klar… Stockbrot und Haselnusscreme! Denn wir hatten 4 Gläser. Allerdings waren wir nicht sicher wie 4 Gläser davon für uns vier für 7 Tage reichen sollten. Leben am Limit!
Die erste Nacht war dann etwas aufregend. Überall Geräusche und irgendetwas großes war in der Nacht an unserem Zelt. Letztendlich schliefen wir dennoch recht gut. Am nächsten Morgen entdeckten wir dann eine dicke Kröte an unserem Zelt. Diese hatte in der Nacht die Geräusche gemacht. Wie gesagt, wir sind in der schwedischen Wildnis.
Tag 2 – Die Wellen wurden zu hoch
Wir ließen es am ersten Tag noch etwas ruhig angehen. Die Kinder schliefen noch und wir Großen setzten uns mit einem Tee auf eine großen Felsen. Die Natur war atemberaubend und so starteten wir entspannt. Das sollte sich als kleiner Fehler erweisen. Gegen Mittag starteten wir mit all unseren Sachen. Wo noch am Morgen der See spiegelglatt war, waren zum Mittag ordentlich Wind und Wellen.
Es paddelte sich nicht wirklich leicht und die Wellen schwappten immer wieder ins Paddelboot. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen Shelter zu suchen, auch wenn wir nicht weit gepaddelt sind. Ein Shelter ist ein kleiner Schutz in dem wir vier auch perfekt schlafen können. Davon gibt es viele hier im Värmland, allerdings sind die meist gegen 14:00 – 15:00 Uhr schon besetzt.
Wir wussten also nun, dass wir eher früh zeitig auf dem glatten Wasser starten und uns gegen frühen Nachmittag einen Schlafplatz suchten sollten. So war auch der Plan für den nächsten Tag.
Das Abendessen war reichhaltig und es gab einen sehr lecker gewürzten Veggiebratling und Linsen. Einen Fisch haben die Jungs leider nicht geangelt. Dafür gab es über dem Feuer wieder ein leckeres Stockbrot mit Haselnusscreme und Marshmallows.
Flo hat sich entschlossen heute in der HÄNG Hängematte zu schlafen. Der Rest von uns nutzte die Sicherheit des Shelters, welcher auf einem Felsvorsprung stand und eine tollen Blick über den See bot.
Tag 3 – Durch den Kanal und die Schleuse
Am Morgen gegen 04:00 Uhr fing es leicht an zu regnen und wir holten Flo aus der Hängematte und steckten ihn samt Nordisk-Schlafsack in den Shelter. So früh wach zu sein, sollte sich doch auch lohnen. Also die Angel geschnappt und rein in den See gehalten. Ein Blinker war die Wahl. Die richtige Wahl, denn es dauerte nicht lange und da biss ein mittelgroßer Barsch an. Also gab es backed Beans und frischen Fisch zum Frühstück.
Eine Angellizenz kann man im Camp für die ganze Woche kaufen. Die kostet 200 Skr (umgerechnet ca. 20 Euro) und lohnt sich auf jeden Fall. Also bringt eure Angel mit. Für kurz entschlossene kann man auch Angelequipment im Basecamp kaufen.
Nach dem Frühstück brachen wir auf und fuhren an Inseln vorbei bis in einen Kanal. Diesen folgten wir dann und kamen zur ersten Schleuse. Es dauerte auch nicht lange und wir konnten schleusen und waren auf einmal einige Meter tiefer in einem anderen See. Der Wind wurde wieder stärker und wir entschlossen uns bei nächst bester Gelegenheit ein Lager zu suchen.
Auf der Suche trafen wir zwei Männer aus Nürnberg, die einen Shelter für sich gefunden hatten. Wir kamen kurz ins Gespräch. Das geht übrigens hier unter den vielen Paddlern sehr einfach. So kann man auch den ein oder anderen Tipp bekommen.
Wir schlugen unser Lager eine Bucht weiter auf und hatten sogar einen kleinen Strand. Die Zelte waren schnell aufgebaut und wie schon gesagt, wurden wir immer souveräner. Einen entspannten Nachmittag konnten wir uns hier machen und genossen einfach die schwedische Natur. Ben badete in dem kühlen Seewasser und Flo baute einen kleinen Tisch aus Ästen und Hanfschnur.
Nachdem beim Angeln einfach nichts anbeißen wollte gab es zum Abendessen wieder etwas leckeres aus unseren großen blauen Tonnen: Ministrone und Kichererbsen. Und natürlich haben wir wieder Stockbrot mit Haselnusscreme und Marshmallows über dem Feuer gemacht. Bevor es in unsere Schlafsäcke und in die Zelte ging.
Tag 4 – Was für ein mega Shelter
Der Tag begann mit einem leckeren Kaffee und einem schwarzen Tee. Mit den Kochsets war das echt entspannt und easy. Es brauchte nur etwas Zeit. Es war super schön auch wieder auf die kleinen Dinge zu achten und sie zu schätzen. Absolute Entschleunigung.
Wir packten unsere Sachen und bestückten die beiden Kanus. Es konnte wieder los gehen. Aus der Erfahrung der Vortage hatten wir uns ein Ziel für den heutigen Tag gesetzt. Die Route führte uns Richtung Süden immer entlang an der wunderschönen schwedischen Natur. Die Weiten der Seen und das satte Grün der Wälder lässt sich nur schwer in Worte fassen.
Unser Ziel hatten wir dann sogar recht schnell erreicht und nun war die Devise: Schauen wir, wie weit wir kommen. Wir erreichten ein kleines Natur-Freibad und ab hier war ein kleiner Landgang angesagt. Also alles aus den Kanus heraus geholt und die Kanus je mit einem Wagen bestückt und wieder alles beladen. Wir erinnerten uns an die Handgriffe, die uns bei der Einweisung bekommen haben. Nebenbei halfen wir noch einem holländischen Pärchen, die etwas Probleme mit dem Landtransport hatten.
Der Weg über Land war dann ca. ein Kilometer lang und führte auch ein kleines Stück an einer Straße entlang. Aber das haben wir mit Flo und Ben sehr gut gemeistert. Auf einmal standen wir im Camp Silverlake. Wieder alles entladen und den Wagen abbauen und wieder beladen ab aufs Wasser. Wir waren wieder on the Track!
Es war nun schon Nachmittag und wir erreichten nach einer Weile eine Schleuse. Dies war diesmal eine sehr große Schleuse. Es galten mehr als 5,30 Meter Höhe zu überwinden. Im oberen See angekommen, gaben wir nochmal richtig Gas. Es war bereits nach 15 Uhr und wir wussten, dass wird eng mit einem guten Shelter.
Wir passierten eine Insel und sahen schon, dass diese voll belegt ist. An der kleineren Insel dahinter versuchten wir unser Glück. Wir gingen an Land und Flo rannte den Berg hinauf. Ein jubelnder Schrei verriet uns, dass wir etwas gefunden haben.
Als wir dann mit den ersten Taschen oben ankamen, war es ein riesiger runder Shelter, der erst neu errichtet worden war. Er war grandios und perfekt für uns. Aber schaut euch einfach die Bilder an.
Wir machten uns einen schönen Abend am Feuer und genossen wieder einige leckere Sachen aus unserem Essens-Paket. Flo entschied sich mal wieder für eine Nacht in der Hängematte. Ben schlief bei uns in dem traumhaften Shelter.
Tag 5 – Nur kurz übergesetzt
Am Morgen wurde ich (Thomas) von der aufgehenden Sonne geweckt. Diese kam langsam hinter dem gegenüberliegenden Landstück hervor und schien direkt in unseren Shelter. Langsam wurden auch alle anderen wach und wir machten ein entspanntes Frühstück.
Wir wollten nach dem harten gestrigen Tag heute etwas entspannter machen und nur ein kurzes Stück paddeln. Es waren ab Mittag Temperaturen bis zu 32°C im Schatten vorhergesagt. Also ließen wir es ruhig angehen. An unserem Shelter in der Sonne wurde es auch langsam recht warm, so dass wir starteten und die Seen weiter entlang fuhren. Heute wollten wir endlich nochmal einen Fisch fangen. Doch alle Versuche blieben erfolglos.
Bereits gegen Mittag machten wir uns auf die Suche nach einem Shelter für die Nacht. So einen kleinen Shelter haben wir dann zwischen Bäumen versteckten, angesteuert und diesen auch für die kommende Nacht als passend erklärt.
Das Wasser war hier recht flach und wir hatten somit einen Strand für uns… naja fast für uns. Wir hatten uns gerade eingerichtet, da kam eine Reisegruppe mit kleinen Kindern, die wohl in unseren Shelter wollten. Aber wir waren hier zu erst. Sie bauten ihre Zelte direkt neben uns auf. Etwas später kam noch eine Gruppe Jugendliche aus Holland und bauten ihr Lager auf der anderen Seite auf.
Es waren somit recht viele Menschen hier, aber es war dennoch entspannt. Es war aber nicht so, wie am Tag zuvor. Flo und Ben suchten einen Felsen, denn sie wollten unbedingt ins Wasser springen. Sie fanden einen knapp 2 Meter hohen Felsen und dann hatten die beiden richtig Spaß.
Wir bauten für Ben das kleine Rejka Antao II Zelt auf und Flo wollte wieder in der Hängematte schlafen. Außerdem war am Strand eine ordentliche Waschung für alle angesagt. Dafür hatten wir biologische Naturseife, die der Umwelt und vor allem dem Wasser und seinen Bewohnern nicht schadet.
Am Abend erhielten wir über unsere WhatsApp Gruppe eine Nachricht von Paul. Es schien, dass es morgen nochmal super Wetter mit Sonne geben soll und übermorgen dann aber heftige Regenschauer. Wir entschieden uns für den kommenden Tag sehr früh aufzustehen und den Rückweg zum BaseCamp anzutreten, solange das Wetter noch gut ist.
Nach dem Abendessen ging es auch schnell ins Bett. Heute ohne Stockbrot, denn das Lager-Feuer wollte heute irgendwie nicht richtig brennen.
Tag 6 – Zurück zum Basecamp
Früh wurden wir munter und starteten in den Tag. Wir hatten uns heute eine lange Strecke vorgenommen. Ein gutes Frühstück, dass für viel Kraft sorgte, war heute wichtig. Es gab Haferflocken mit Rosinen. In unserem Proviantpaket waren auch einige Tüten Milchpulver. Das Pulver verrührt man kräftig mit Wasser und schon hat man Milch. Die schmeckt nicht 100% wie Frischmilch, aber ist völlig in Ordnung.
Auf geht´s zur letzten Etappe. Wir paddelten wieder zur großen Schleuse und waren recht schnell unterwegs. Eine kleine Wasserschlange begleitete uns ein Stück des Weges. Die Schleuse war dann zügig durchquert.
Weiter fuhren wir Richtung Norden immer Richtung BaseCamp. Vorbei an den Inseln, welche wir schon am dritten Tag passierten. Gegen Mittag erreichten wir einen Platz, für einen kleinen Mittags-Snack. Alle hatten aber so richtig Hunger, dass wir die Trangia-Kocher aufstellten und jeder ein Adventure-Food bekam. Das waren kleine Tüten mit getrocknetem Essen, welche nur mit kochendem Wasser aufgeschüttet werden musste. Wir waren positiv vom Geschmack überrascht.
Frisch gestärkt paddelten wir weiter und erreichten gegen 16 Uhr das BaseCamp. Völlig fertig zogen wir die Kanus aus dem Wasser und packten unsere Sachen aus. Das war die längste und anstrengendste Strecke. Aber auch diese haben wir gemeistert, auch wenn wir an unsere Grenzen gekommen sind.
Wir waren nicht die einzigen Rückkehrer an dem Tag. Das sollte sich auch als richtige Entscheidung herausstellen. Nach dem Abendessen vielen wir völlig erschöpft in unsere Betten im Bürstner Lyseo Camper und schliefen auch sehr schnell ein.
Tag 7 – Ein Regentag mit BBQ
Schon in der Nacht fing es an zu heftig zu gewittern und zu regnen und dieser prasselte heftig auf unseren Bürstner Camper. Wir waren froh über die Entscheidung, einen Tag früher zurück zu kommen. Den Tag verbrachten wir dann viel in unserem Camper. Wir kümmerten uns um unsere ganzen Sachen, dass diese wieder sauber wurden und gut verstaut waren.
Flo und Ben trieben sich bei strömenden Regen und teilweise auch Gewitter im Camp herum. Ben half unserem Guide Paul bei seinen Aufgaben im Camp. Die ersten Fotos und Videos wurden gesichert und auch schon etwas gesichtet. Irgendwie hatten wir alle etwas zu tun.
Am Nachmittag halfen alle schon zurück gekehrten Kanu-Trip Teilnehmer bei der Vorbereitung des BBQs für den Abend. Es sollte eine Grillpfanne mit Elchfleisch und eine vegetarische Variante geben. Wir probierten beides und sie schmeckten beide sehr lecker.
Wir verabschiedeten uns nach dem gemeinsamen Essen und gingen früh ins Bett. Morgen früh wollten wir nach Norwegen. Das Abenteuer sollte hier noch nicht enden.
Der Kanu-Trip als Familie
Für uns war der Kanu-Trip eine tolle Erfahrung. Wir sind als Familie nochmal ein Stück gewachsen und haben viel voneinander gelernt. Natürlich kam niemals der Spaß zu kurz und gerade die Jungs wussten es zu schätzen, mal Dinge auszuprobieren und Grenzen auszutesten und kennen lernen. Mal seine Komfort-Zone zu verlassen und auch Dinge zu machen, die man im Alltag nicht macht. Wir haben gelernt ganz alltägliche Dinge komplett anders wahrzunehmen und schätzen zu lernen. Man wird einfach komplett geerdet.
Den Kanu-Trip können wir Familien mit Kids ab ca. 6-7 Jahren uneingeschränkt empfehlen. Ihr schafft sicher nicht die ganze Route, das haben wir auch nicht. Das war aber nicht unser Ziel. Der Weg mit dem Kanu und die Herausforderung in der atemberaubenden Natur waren das, um was es uns ging.