Wir waren im östlichsten Zipfel von Deutschland unterwegs und wollen euch mitnehmen in die Stadt Görlitz in Sachsen. Wer unseren Blog verfolgt weiß, dass wir schon im letzten Jahr hier in der Region Oberlausitz, im Neißeland und in Bautzen unterwegs waren. Und wer noch aufmerksamer mitliest, weiß auch, dass wir Melanie und Thomas ursprünglich aus dieser Region kommen und uns somit auch sehr gut in Görlitz auskennen.
Ob wir dieses Mal etwas Neues in Görlitz und Umgebung entdecken können? Ob uns Erinnerungen wieder in vergangene Zeiten zurückversetzen? Und was wir mit unseren Kindern in und um Görlitz erlebt haben, wollen wir in diesem Blog erzählen.
Das Garagenhostel in Görlitz
Wir hatten am Rand von Görlitz eine ganz besondere Unterkunft bezogen. Am alten Kühlhaus in der Neißestadt gibt es ein Garagenhostel. Vielleicht kennt ihr die alten kleinen Garagen, wo einst die vielen Trabanten drin geparkt wurden. Viele Menschen in der ehemaligen DDR hatten so eine Garage. Und genau solche Garagen hat die Crew vom Kühlhaus umgebaut zu einem kleinen Hostel.
Das sind kleine Zimmer mit einem Doppelbett, einer kleinen Sitzecke und einem Regal. Sehr einfach eingerichtet, aber vollkommen ausreichend. Wir hatten zwei Zimmer mit einer Verbindungstür und damit genügend Platz für uns vier. Unsere vier Gravelbikes passten übrigens auch noch problemlos in die Zimmer des Garagenhostels.
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Guten Morgen Görlitz im Café Herzstück
Wir hatten eine erste sehr gute Nacht im Garagenhostel verbracht und nun ging es für uns in die Stadt. Unser Ziel war das Café Herzstück mitten in der Altstadt von Görlitz. Wir betraten das Café und fühlten uns direkt willkommen. Sehr freundlich empfing man und zeigte uns das super schöne Frühstücks- und Brunch-Buffet. Dazu gab es einen leckeren Kaffee und einen großen Kakao für die Jungs und der Tag ist somit hervorragend gestartet.
Die Speisen sind übrigens komplett vegan/vegetarisch und zudem werden auch noch Bioprodukte verwendet. Das liest sich, als wäre man in der Großstadt Berlin, mitten im Szenebezirk Friedrichshain oder Prenzlauer Berg, aber NEIN! Das ist das Café Herzstück in Görlitz!
Görliwood – Das Hollywood im Osten Deutschlands
Nach dem ausgezeichneten Frühstück liefen wir nur ein paar hundert Meter weiter zum Untermarkt. Hier steht an einer Ecke des alten Marktes das Haus Brauner Hirsch. Dieses Haus ist ein ehemaliger Gasthof und galt einst als der kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Seit den 1990er Jahren steht das Gebäude allerdings leer.
Was wollten wir also an und in so einem Gebäude? Görlitz bietet eine wunderschöne Altstadt und genau diese Altstadt diente schon sehr oft als Filmkulisse. Und das nicht nur für deutsche Filme. So wurde hier unter anderem „In 80 Tagen um die Welt“ mit Chackie Chan oder auch „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino gedreht. Ja, solche Produktionen finden in Görlitz und vor allem im Braunen Hirsch statt.
Daher nennt man Görlitz auch liebevoll Görliwood, wenn man an Kino und Fernsehproduktionen von hier denkt. Und wir machten eine Görliwood-Filmtour durch den Braunen Hirsch. Als wir das alte Haus betraten, fühlte man sich direkt in einer anderen Welt versetzt. Wir entdeckten gemeinsam mit dem Guide Filmszenen und liefen immer weiter durch das verlassene Haus. Irgendwie alles sehr spooky und mystisch. Ein gewollter Lost Place mitten in der Stadt Görlitz.
Es war sehr spannend die unterschiedlichen Sets zu entdecken, denn die Filmemacher hatten doch so einiges vor Ort gelassen. Dinge aus den Filmen wieder zuerkennen machte richtig Spaß und wir waren in dem alten Haus etwa 2 Stunden unterwegs.
Aufstieg auf den Reichenbacher Turm
Wir hatten noch etwas Zeit und wollten diese nutzen, um uns einen kleinen Überblick über die Stadt zu verschaffen. In Görlitz stehen noch drei mittelalterliche Wachtürme in der Stadt. Wir entschieden uns für den Reichenbacher Turm am Obermarkt, direkt gegenüber vom Theater Görlitz. Mit 51 Metern Höhe ist er der größte der Stadt.
Auf 165 Stufen ging es hinauf bis ins Dach des Turms. Durch kleine Fenster im Rund des Turmes konnten wir über die Dächer von Görlitz blicken. Wir konnten auch bis in Görlitzer Umland schauen und genau da sollte es für uns nun mit dem Fahrrad hin gehen.
Mit Gravelbikes zur Hochsteinbaude in die Königshainer Berge
Am Nachmittag sattelten wir also unsere Gravelbikes und starteten eine Radtour am Kühlhaus-Gelände in Görlitz. Die Tour führte uns quer durch die Stadt am Bahnhof vorbei über den Wilhelmplatz und vorbei am Demianiplatz und dem Theater Görlitz.
Weiter ging es raus aus der Stadt auf einen alten Bahndamm. Dieser führte immer geradeaus und leicht bergauf, was durchaus etwas in die Beine ging. Wir erreichten dann den Ort Königshain und von hier an ging ein Steiler Weg hinauf zu den alten Steinbrüchen in den Königshainer Bergen. In den Steinbrüchen waren einige Wanderer unterwegs und auch eine Gruppe Kletterer haben wir gesehen. Ein Stückchen weiter erreichten wir dann die Hochsteinbaude. Hier gibt es einen Aussichtsturm und den Hochstein, einen riesigen Granitfelsen, auf den eine Treppe hinauf führt.
An der Hochsteinbaude gab es für und sein leckeres Stück Kuchen und ein kühles Getränk zur Erfrischung, bevor es den gleichen Weg wieder zurück nach Görlitz ging. Im Garagenhostel angekommen, ging es erstmal unter die Dusche. Es waren letztendlich 35 Kilometer auf dem Rad und eine Tour in die Königshainer Berge, die sich allemal gelohnt hat.
Abendessen im Salü
Es war mittlerweile Abend und wir machten uns nochmal auf den Weg in die Altstadt. Das Salü war unser Ziel. Ein kleines und etwas unscheinbares Restaurant und Bar in der kleinen Gasse Schwarze Strasse in Görlitz. Aber im Barbereich, den man als erstes betritt, begrüßte uns Tobias Göhlich, der Geschäftsführer sehr warmherzig und führte uns zu einem freien Tisch.
Das Restaurant ist ein altes Gewölbe, was es sehr urig und gemütlich wirken lässt. Auch ein kleiner Biergarten gehört zu dem Restaurant dazu. Wir bestellten etwas von der Tageskarte, was sich als eine sehr gute Entscheidung herausstellte. Den Abend ließen wir dann bei einem Cocktail bei Tobias an der Bar ausklingen.
Mit dem Fahrrad um den Berzdorfer See
Gut ausgeschlafen machten wir uns für den heutigen Tag bereit. Der Berzdorfer See stand auf unserem Programm und dieser lässt sich am besten mit dem Fahrrad erkunden.
Wir packten unsere ganzen Sachen in ORTLIEB Taschen an den Gravelbikes und schon konnte es losgehen. Wir fuhren nur etwa 5 Kilometer und schon konnten wir den Berzdorfer See sehen. Der Neißeradweg führte uns direkt an der deutsch-polnischen Grenze entlang und nach weiteren 5 Kilometern waren wir an unserem ersten Ziel.
Frühstück im Gut am See
Das erste Ziel war das Gut am See. Ein wunderschöner alter großer 4-Seitenhof, welcher heute ein modernes Hotel und Restaurants in sich hat. Uns begrüßte die bezaubernde Besitzerin und Gastwirtin Isolde zum Frühstücks-Buffet. Das Wetter war sehr schön und so konnten wir draußen auf dem Hof sitzen und unser Frühstück bei Kaffee und Kakao genießen.
Wir kamen dann noch mit Isolde ins Gespräch und sie erzählte uns, wie sie den Hof vorgefunden hat und dass sie sich sofort in diese Stückchen Erde verliebt hat. Die Gebäude waren verfallen, aber sie und ihr Mann sind diese Aufgabe angegangen und haben aus dem alten Hof ein wahres Schmuckstück gemacht.
Kletterpark und Minigolf am Berzdorfer See
Nach diesem ausgezeichneten Start in den Tag radelten wir weiter. Wir erreichten den Kletterpark Blaue Lagune am Berzdorfer See. Natürlich wollten die Jungs in den Hochseilgarten und ihre Kletterkünste ausprobieren. Klettergurte waren schnell ausgeliehen und schon konnte es losgehen.
Nebenan ist auch noch eine große Minigolf-Anlage. Die ist sehr cool gestaltet. Die Bahnen stellen einzelne Orte und Sehenswürdigkeiten der Oberlausitz dar. Na klar probierten wir auch dieses Advanture-Golf in der Oberlausitz mal aus.
Zu dem Kletterpark und der Minigolf-Anlage gehört übrigens noch ein neuer moderner Campingplatz direkt am Berzdorfer See. Wer also hier mit seinem Camper ein paar Tage verbringen möchte, wird beste Bedingungen vorfinden. Dazu gibt es einen Strand und auch einen kleinen Segelverein, falls man auch sein Segelboot mitbringen möchte. Beste Voraussetzungen für entspannte Tage am See mit der Familie.
Für uns führte die Radtour noch ein Stück weiter um den See und wir kamen an einem Aussichtsturm vorbei. Von hier hatte man einen tollen Blick bis zur Landeskrone. Es war nun nicht mehr weit wieder bis zum Nordufer des Sees und nach einem kleinen Zwischenstopp mit einer Stärkung an der Strandbar Görlitz gingen wir die letzte große Herausvorderung dieses Tages an.
Hinauf zur Landeskrone
Wir wollten hinauf zur Landeskrone mit dem Fahrrad fahren. Das ist jetzt nicht der riesige Berg wie in den Alpen, aber der Anstieg hat es dann doch in sich. Ohne Motor für unser beiden Jungs eine ordentliche Herausforderung. Doch diese wollten sie voller Ehrgeiz angehen. Und so strampelten wir den alten Vulkan auf 420 Meter Höhe.
Oben angekommen machten sich alle Post-Workout-Endorphine in den Jungs breit und sie fühlten sich wie die Tour de France Etappensieger auf der Königsetappe. Wir hörten aber ein Gewitter in der Ferne und so blieb uns nicht viel Zeit auf dem begehbaren Turm der Landeskrone. Wir düsten die Straße hinab und erreichten noch vor dem großen Regenschauer unser Garagenhostel.
Abendessen in der Obermühle
Zum Abendessen fuhren wir wieder nach Görlitz hinein. Dieses Mal aber nicht in die Altstadt, sondern an die Neiße, den Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen. Hier erreichten wir die Obermühle, ein Hotel und Restaurant. Einen Tisch haben wir direkt am großen Fenster mit Blick auf die Neiße bekommen. Auf einmal begann ein heftiges Gewitter mit starkem Regen. Wir konnten das gut von unseren Plätzen am Fenster beobachten.
Wir bestellten ein 5-Gänge Menü und zwar vegetairsch. Etwas überrascht und zugleich erfreut waren wir, dass wir hier in Görlitz vegetarisch essen konnten. Die Lebensmittel kommen in der Obermühle übrigens fast ausschließlich aus der Region. Zudem produziert die Obermühle ihren Strom selbst mit Hilfe der Neiße. So viel Nachhaltigkeit haben wir nicht erwartet. Da sieht man mal, dass auch wir Görlitz etwas unterschätzen.
Nach dem sehr guten Abendessen ging es für uns im Garagenhostel ins Bett.
Der alte Schaufelradbagger Hagenwerder
Direkt am Berzdorfer See steht noch ein alter Schaufelradbagger, der vom Abbau der Braunkohle aus dem Tagebau stammt. Diesen kann man besichtigen und genau das hatten wir an diesem Morgen vor. Wir fuhren vom Kühlhaus nur etwa 10 Minuten mit dem Auto bis Hagenwerder, wo der Schaufelradbagger steht.
Man kann den großen Bagger aus den 60er-Jahren selbstständig oder als geführte Tour besichtigen. Wir machten uns auf eigene Faust zur Erkundung auf den Schaufelradbagger. Dieser war bis 2001 im Einsatz und misst eine Höhe von 33,5 Metern und eine Länge von 75 Metern. Bis ganz nach oben kann man nicht gehen, aber der Rundgang führt uns durch viele Teile des Baggers und auch einige Aufbauten.
Das Kühlhaus in Görlitz
Am Kühlhaus und am Garagenhostel wieder angekommen wartete auf uns ein leckeres Frühstück von der Bäckerei Wittig. Gut gestärkt machten wir auf Entdeckungstour mit Danilo vom Kühlhaus Görlitz. Er zeigte uns das riesige alte Gebäude und erzählte uns, wie er und sein Verein zu dem Gebäude gekommen ist, was daraus entstehen soll und was das Gelände rings um das Kühlhaus alles zu bieten hat.
Ein unglaubliches Projekt. Hier kann man, wie wir, im Garagenhosten übernachten, oder aber mit dem Zelt oder Camper nächtigen. Es gibt auf dem Gelände kleine Büros, mehrere Veranstaltungsräume und eine Skatehalle. Darüber hinaus wurde ein Gebäude als Atelier und Work-Space eingerichtet, welches von Künstlern, Kreativen oder Firmen für Projekte, Teambuiling-Maßnahmen oder ähnlichem gebucht werden kann.
Hier steckt echt viel Kreativität drin, aber auch noch ganz viel Arbeit. Das Kühlhaus Görlitz ist wohl ein Lebensprojekt für Danilo.
Unser Blick auf Görlitz
Die Oberlausitz hat eine ganze Menge zu bieten für Familien und oft wird die Region vollkommen unterschätzt. Ja selbst die Einheimischen unterschätzen ihre Region etwas und viele wissen vielleicht gar nicht, in welcher toller Gegend sie leben. Wir selbst können das sehr gut. Wir sind hier aufgewachsen und uns hat es nach Berlin verschlagen. Wir kommen aber immer wieder gern zurück in die Oberlausitz, nach Görlitz und die umliegende Region.
Also schaut euch die Oberlausitz mal an, das geht raus an alle Touristen, die die Oberlausitz entdecken wollen, aber auch an alle Einheimischen der Region um Görlitz. Es ist wirklich ein tolles Fleckchen in Deutschland. Da könnt ihr stolz drauf sein.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.