Während unserer Reise durch Island blieben wir für ein paar Tage im Golden Circle und damit auch in der Nähe der Silfra-Spalte. Diese ist die Erdverwerfung zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte. Das wollten wir uns anschauen. Aber das sollte nicht alles sein, denn wir wollten darin schwimmen. Ja genau! Wir wollten zwischen zwei Kontinenten schnorcheln.
Wir wurden oft gefragt, ob das nicht viel zu kalt ist, vor allem im Winter. Die Antwort: das Wasser ist sowohl im Winter, als auch im Sommer immer gleich kalt bei etwa 2 Grad Celsius. Und auch wir hatten ordentlich Respekt vor dem kalten Wasser. Aber trotzdem waren wir fest entschlossen und freuten uns auf das Schnorcheln in der Silfra-Spalte.
Wo liegt die Silfra-Spalte?
Dafür fuhren wir von unserem Ferienhaus in der Nähe vom großen Geysir eine gute Stunde Richtung Reykjavik bis zum Þingvallavatn, einem großen See im Osten des Golden Circles. Im Sommer hätten wir nur etwa eine 3/4 Stunde gebraucht, allerdings erfordert das winterliche Islandwetter immer eine großzügige Zeitplanung, dass man nicht in Zeitnot gerät. Wir buchten den frühesten Zeit-Slot, den es gab in der Hoffnung, dass noch nicht so viele Menschen da sein würden. Wer steht bitte so früh auf, um in 2 Grad kaltes Wasser zu gehen?! Wir natürlich, aber auch einige andere Unerschrockene.


Ausgestattet mit Trockenanzug von Arctic Adventures
Am Camp angekommen, waren trotzdem bereits einige andere Menschen, die dasselbe machen wollten wie wir. Unsere Schnorcheltour machten wir mit Arctic Adventures. Und so trafen wir auf eine nette Spanierin, die seit einiger Zeit in Island diese Touren guided. Sie hat uns dann auch dabei geholfen, uns anzuziehen. Denn neben unseren drei Schwitzanzügen, einem Baselayer und zwei Paar Socken kamen noch ein Wärmeanzug, der wirklich kuschelig war, und ein Trockenanzug über alles. Bis wir uns in alle Lagen rein gezwängt hatten, war uns allen erstmal richtig warm. Die Trockenanzüge sitzen an den Handgelenken und am Hals richtig eng, damit auch wirklich kein Wasser reinkommt.


Wir waren vorher ein bisschen ängstlich, dass die Trockenanzüge Wasser durchlassen würden und wir am ganzen Körper nass werden würden. Doch so eng wie die an uns festgemacht wurden, fühlten wir uns gleich etwas wassersicherer. Jetzt fehlten nur noch Neoprenhandschuhe und eine Tauchhaube sowie Tauchmaske, Schnorchel und Flossen, dann konnte es losgehen.
Fertig angezogen mussten wir noch ein paar Meter zum Beginn der Schnorchelstrecke laufen. Dort waren noch 2 Gruppen vor uns und wir warteten noch ein paar Minuten, um ins kühle Nass zu gehen. Es wird immer etwas Abstand zwischen den Gruppen gelassen, dass auch jeder wirklich ein tolles Erlebnis hat. Die Spalte durchschnorchelt man auch nur in die Fließrichtung des Wassers. Alles andere wäre bei den Temperaturen dann auch zu anstrengend. Man muss sich eigentlich nur treiben lassen. Die Trockenanzüge haben so viel Auftrieb, dass selbst ungeübte Schwimmer dieses Erlebnis wahrnehmen können. Nur mit Taucherbrille und Schnorchel sollte man umgehen können.
Schnorcheln mit Arctic Adventures in der Silfra-Spalte
Nun war der Moment gekommen, an dem wir ins Wasser durften oder besser: mussten. Langsam und vorsichtig gingen wir hinein und tatsächlich: die Trockenanzüge waren komplett dicht! Es fühlte sich was an, als wäre man ein Luftballon, denn durch die Luft im Anzug war es quasi unmöglich zu sinken. Wie erwartet, wurden das Gesicht und die Hände schnell nass und kalt. Doch erstaunlicherweise hielt auch die Tauchhaube dicht. Denn durch die Trockenanzüge wurde unser Körper und auch unser Kopf hochgedrückt. Es empfiehlt sich vorher das Gesicht mit einer Wind- und Wetter-Creme einzucremen. Nicht dick, nur ganz normal. Das schützt auch etwas vor der Kälte.


Das eigentlich beeindruckende waren jedoch nicht die Tauchhaube oder der Trockenanzug. Als wir den Kopf Unterwasser genommen haben, waren wir sprachlos. Gut, im Wasser ist es sowieso schwer zu sprechen, aber trotzdem. Wir konnten ganz weit durchs klare Wasser sehen und waren umgeben von gelb, grün, blau leuchtenden Felsen und Basaltsäulen. Das Wasser schimmerte trotz der wenigen Sonne in einem bläulich grünlichen Ton. Es war unglaublich in dem eiskalten Wasser zu liegen und den 20 Meter weit entfernten Boden sehen konnte. An sonnigen Tagen kann man bis zu 100 Meter weit sehen und damit weiter als irgendwo sonst auf der Welt.
40 Minuten in der Silfra-Spalte schnorcheln
Wir schwammen etwa 40 Minuten durch das kalte Wasser und waren dabei immer alleine mit unserer Guidin. Die einzelnen Gruppen warten immer, sodass jeder die Möglichkeit hat, den Tauchgang zu genießen und Fotos zu machen oder von dem Guide machen zu lassen. Es war die ganze Zeit ein komisches Gefühl, dass wir zwischen Europa und Amerika schwimmen. Nach einiger Zeit konnten wir Lippen und Gesicht kaum noch spüren, wodurch ab und zu Wasser in den Schnorchel kam. Das war aber gar kein Problem, da man das Wasser unbesorgt trinken kann. Das Wasser, welches von den Gletschern kommt, fließt durch mehrere Steinschichten, unter anderem auch Vulkangestein. Dadurch wird das Wasser gereinigt und ist letztendlich so super klar und trinkbar.



Am Ende gelangten wir an eine Stelle, an der es etwas breiter war. Hier konnten wir noch so lange bleiben, wie wir wollten und die Silfra-Spalte erkunden. Doch so langsam wurde es dann doch kühl, weswegen wir relativ schnell aus dem Wasser kamen. Vor allem die Jungs haben gefroren und so kam die heiße Schokolade, die am Camp schon bereit war, sehr gelegen.
Am Ende waren wir alle überglücklich und stolz
Nachdem wir uns wieder umgezogen hatten, fuhren wir etwa 15 Minuten bis zum Tourismus-Center der Silfra-Spalte. Von dort aus hat man einen super tollen Blick sowohl auf das gesamte Gebiet zwischen der eurasischen und amerikanischen Platte, als auch auf die Felswände, die sich wie in dem Film Ice Age 4 aus der Erde anhoben.


Wir waren mit der Entscheidung, durch die Silfra-Spalte zu schnorcheln, sehr glücklich. Auch wenn man so wie wir ein bisschen Respekt vor dem kalten Wasser hat, lohnt es sich wirklich, sich zu überwinden und am Ende war es alles viel weniger dramatisch, als wir es erwartet haben.